Donnerstag, Oktober 12, 2006

Zen in der Kunst des Sehens

Zum heutigen "Internationalen Tag des Sehens" möchte ich hier gerne eines meiner Lieblingsbücher vorstellen.

"Zen in der Kunst des Sehens" geschrieben und gezeichnet von Frederick Franck.



Hier ist eine Fotografie vom Autor und seiner Frau. Franck, geboren 1909, studierte Medizin und Zahnmedizin. Später jedoch konzentrierte er sich auf das Malen, Zeichnen, Schreiben und Bildhauern. Er ist erst dieses Jahr gestorben. Dieses Bild, sowie auch alle anderen habe ich seinem Buch entnommen.

Zu diesem Baum schreibt Franck:
"Dieser Apfelbaum ist nicht der erste, den ich zeichne, eher der tausendste. Wenn mein Stift dem Stamm folgt, fühle ich den Lebenssaft von den Wurzeln bis in die weit ausladenden Aeste emporsteigen. Ich fühle in meinen Zehen, wie die Wurzeln ins Erdreich greifen. In meinem Brustkorb fühle ich das Aufwärtsstreben des Baumes, sein Strecken, sein Dehnen....."

Frederick Franck sagt:
"Jeder Tag, an dem ich nicht zeichne, ist ein verlorener Tag."
In seinem Buch zeigt er einen Weg auf, wie man über das Zeichnen Sehen lernt.
In einer poetischen Sprache weist er den Leser an zu zeichnen:

"Nun lassen Sie den Blick auf das fallen, was gerade vor Ihnen liegt. Es kann eine Pflanze sein oder ein Strauch oder ein Baum oder vielleicht nur ein Grasbüschel. Schliessen Sie dann fünf Minuten lang Ihre Augen und visualisieren Sie, was Sie gerade gesehen haben..."

Weiter schreibt Franck:
"Nun öffnen Sie Ihre Augen wieder und richten Sie sie auf das, was Sie eben betrachtet haben - die Pflanze, das Blatt, den Löwenzahn. Schauen Sie ihm in die Augen, bis Sie fühlen, es schaut zu Ihnen zurück. Spüren Sie, dass Sie mit ihm allein auf der Welt sind! Es ist die wichtigste Sache im Universum. Es birgt alle Rätsel des Lebens und des Todes. Sie sind tatsächlich darin enthalten! Jetzt schauen Sie nicht mehr nur, Sie sehen..."

"Spüren Sie das Blatt oder den Grashalm, so als ob Sie seine Konturen mit der Spitze Ihres Stiftes streicheln, umfassen würden. Ueberlassen Sie die Bewegung einfach Ihrer Hand!"

Der Text dazu lautet:
"Während du zeichnest, enthüllt sich dir die Verwundbarkeit dieses Menschen, siehst du die ersten Zeichen des Alters, das Verwelken, die Vergänglichkeit, diese ungeheuerliche, grausame Ungerechtigkeit..."


Fredrick Franck lehrt das Zusammenspiel von Auge - Herz - Hand.

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