Sonntag, April 30, 2006

Enttäuschung




Ent-täuschung kann nur stattfinden, wenn vorher Täuschung da war.
Nun ist die Täuschung aufgeflogen.
Ich brauche noch ein wenig Zeit um mich an die neue Sichtweise, die sich aus der Wahrheit entwickelt zu gewöhnen.

"Das geringere Uebel"
"An wahren Freunden oft gebricht's.
Drum sagt man: Besser dies als nichts.
Doch ich werd lieber schirmlos nass
und sage: Besser nichts als das."
Mascha Kaléko

Donnerstag, April 27, 2006

Reise

Koni fliegt nach Südamerika. Durch die beschlagenen Scheiben habe ich die Gleise fotografiert, die zum Flughafen führen.


Ich habe bei Mascha Kaléko nachgeschlagen. In den "Verse für Zeitgenossen" rät sie unter anderem eine Muschel "mit auf die Reise" zu nehmen.



Mit auf die Reise

"Ich kann dir keinen Zauberteppich schenken,
Noch Diamanten oder edlen Nerz,
Drum geb ich dir dies Schlüsselchen von Erz,
Dazu mein ziemlich gut erhaltnes Herz
Zum Anmichdenken.

Ich kann dir keine braven Socken stricken,
Und meine Kochkunst würde dich nur plagen.
Drum nimm den Scherben rosarotes Glas,
Der führt ins Märchenland Ichweissnichtwas
An grauen Tagen.

Ich kann dir nicht Aladdins Lampe geben,
Kein "Sesam" und auch keinen Amethyst.
Doch weil dein Herz mir Flut und Ebbe ist,
Hier, diese Muschel, schimmernd wie von Tränen,
Zum Nachmirsehnen."
Mascha Kaléko


Ein zufällig anwesender Grosspapa und sein Enkelkind helfen kräftig mit beim Abschied winken.
Gute Reise und komm gesund und glücklich wieder heim!

Mittwoch, April 26, 2006

Kurzer Dialog


Steffis Kirschbaum blüht.
Dazu ein Haiku von Basho:

"Das zweite Leben,
Das möchte ich erleben
Als Kirschblüte!"



Auch die Magnolie in Nachbars Garten zeigt sich in voller Pracht. Meine kleine weisse ist noch nicht so weit.



Wiese mit Löwenzahn-Blumen

Kurzer Dialog
"Du und ich, lieber Gott,
wir beide wissen es,
Dass deine Welt noch lange nicht
Fertig war, als der siebente Tag
Anbrach.

Du hattest dich dazumal
Darauf verlassen,
Dass deine Geschöpfe
Gehilfen dir würden.
O weh.

Leiden läutert uns nicht,
Und durch Schaden wird man nicht klug.
Nur gerissen.
- Herr, du gabst uns die Welt, wie sie ist.
Gib uns doch bitte dazu
Das seinerzeit leider
Nicht mitgelieferte
Weltgewissen!"

Mascha Kaléko

Montag, April 24, 2006

Meine Schwestern

Diese Fotos sind aus meiner Kindheit und zeigen Mama, meine Schwestern und mich.

Durch ein wunderschönes Gedicht von Rumi wurde ich zu diesem Eintrag angeregt.
Ich habe zwei Schwestern, die ich von Herzen lieb habe.

Es gibt nichts, was ich ihnen nicht anvertrauen könnte. Wir lieben uns und jede ist auf das Wohl der andern bedacht. Wenn ich sie besuche, muss ich mich hüten einen Gegenstand, was immer es auch ist zu sehr zu loben. Denn dann erfolgt sofort die Frage: Willst du ihn haben? Nimm ihn gleich mit. Und ich habe es ausprobiert, sie halten was sie versprechen. Ich habe zu Hause eine schwesterliche Blumenvase, eine Gugelhopfform, der Inhalt schon gegessen, Spielsachen, Kerzenständer, Morgenrock, Tischtuch, Werkzeug, CDs,…… Ich kann so schlecht : Nein! sagen.

Da kommt mir der alte Chemielehrer, obwohl der gar nichts hier zu suchen hat in den Sinn, der jeweils fragte: Willst einen Arrest haben? Kannst ihn haben. Hast ihn schon!

Von da ist es nicht weit, nein sogar naheliegend, zu Rumis wunderbarem Gedicht überzuleiten:

"Morgens ging ich in den Garten,
eine Rose mir zu pflücken,
Heimlich und in Furcht, der Gärtner
könnte mich dabei erblicken,
Doch es waren seine Worte
köstlich über mein Erwarten:
"Nicht die Rose nur allein, ich
schenke dir den ganzen Garten!"
Rumi

Ob sich meine Schwestern wohl ein wenig vor meinem nächsten Besuch fürchten?

Freitag, April 21, 2006

Schutzengel


AN MEINEN SCHUTZENGEL

"Den Namen weiss ich nicht. Doch du bist einer
Der Engel aus dem himmlischen Quartett,
Das einstmals, als ich kleiner war und reiner,
Allnächtlich Wache hielt an meinem Bett.

Wie du auch heisst - seit vielen Jahren schon
Hältst du die Schwingen über mich gebreitet
Und hast, der Toren guter Schutzpatron,
Durch Wasser und durch Feuer mich geleitet.

Du halfst dem Taugenichts, als er zu spät
Das Einmaleins der Lebensschule lernte.
Und meine Saat, mit Bangen ausgesät,
Ging auf und wurde unverhoft zur Ernte.

Seit langem bin ich tief in deiner Schuld.
Verzeih mir noch die eine - letzte - Bitte:
Erstrecke deine himmlische Geduld
Auch auf mein Kind und lenke seine Schritte.

Er ist mein Sohn. Das heisst: er ist gefährdet.
Sei um ihn tags, behüte seinen Schlaf.
Und füg es, dass mein liebes schwarzes Schaf
Sich dann und wann ein wenig weiss gebärdet.

Gib du dem kleinen Träumer das Geleit.
Hilf ihm vor Gott und vor der Welt bestehen.
Und bleibt dir dann noch etwa freie Zeit,
Magst du bei mir auch nach dem Rechten sehen."
Mascha Kaléko


Dieses Gedicht hat Mascha Kaléko für ihren über alles geliebten kleinen Sohn Steven geschrieben.
Der Schutzengel hat "nur" 31 Jahre aufgepasst. Dann starb Steven plötzlich nach einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse.

Ich liebe dieses Gedicht. Es gefällt mir von mal zu mal besser. Es wird bei jedem Lesen ergreifender und schöner.
Ich bitte den Engel, dass er auch bei unsern Kindern immer wach, stets einsatzbereit und ihnen nahe ist und sie auf allen Wegen begleitet und behütet.

Donnerstag, April 20, 2006

Hongkong

Nach einem zwölfstündigen Flug treffen wir glücklich in Hongkong ein. Steffi holt uns am Flughafen ab und präsentiert uns "ihr" wunderschönes Hongkong in der Abenddämmerung.

Im Teehaus bekommen wir eine Einführung in die Kunst der Tee-Zubereitung und des zeremoniellen Teetrinkens.

Foto: Matthias

Mit dem Peak-Tram fahren wir steil nach oben auf den Victoria Peak. Wir staunen über die hohen Wolkenkratzer im Tal unten.

Foto: Matthias

Die Hongkonger achten sehr auf ein gutes "Feng Shui". Uebersetzt heisst das die Lehre von Wind und Wasser. Bei diesem Gebäude hat der Architekt ein siebenstöckiges Viereck ausgelassen. Es ist ein riesiges Loch entstanden. Man hat uns erklärt, dass auf dem dahinterliegenden Berg ein Drache hause. Sein Atem müsse als Energie frei zum Meer fliessen können. Auch bei der Planung eines Hochhauses oder einer Autobahn werden Feng Shui- Experten hinzugezogen.

Foto: Matthias

Mit der U-Bahn kommt man sehr schnell voran. Sie ist klimatisiert und sehr sauber.

Ladies Market

Foto: Matthias

Dim sum heisst übersetzt: "Rührt das Herz". Dim sum essen kann man in Hongkong vom Morgen bis zum Nachmittag. Wir waren in einem Dim sum-Saal mit Hunderten von Hongkongern.


Foto: Matthias

Freundliche Kellnerinnen rollen auf einem Metallwägelchen unablässig Speisen heran. Man kann sich immer wieder für ein anderes Dampfkörbchen aus Bambus entscheiden. Für Nachschub wird unablässig gesorgt. Man darf wählen zwischen gedämpften und frittierten Happen. Dazu wird viel Tee getrunken.


Wolkenkratzerpracht

Foto: Matthias

In Hongkong wird mehr Geld auf Pferde gesetzt als in jedem andern Land der Welt. Wir besuchten das Pferderennen in Sha Tin. Auch ich konnte nicht widerstehen und setzte 20 Hongkong Dollars auf zwei Pferde mit den Namen: Silent Witness und High Intelligent. Zu meiner grossen Verblüffung gewann ich tatsächlich 40 Hongkong Dollars! Das Rennen dauerte übrigens nicht länger als eine Minute, dreissig Sekunden.


Mit der* Star Ferry* also der Sternenfähre haben wir eine wunderschöne zehnminütige Fahrt mit traumhaftem Panoramablick auf Hongkong Island und Kowloon.


Foto: Matthias

Am allerschönsten ist es abends. Es raubt einem fast den Atem, wenn sich nachts die Silhouette im Meer spiegelt.

Dienstag, April 11, 2006

Frühlingslied



Nennen wir es "Frühlingslied"

"In das Dunkel dieser alten, kalten
Tage fällt das erste Sonnenlicht.
Und mein dummes Herz blüht auf, als wüsst es nicht:
Auch der schönste Frühling kann nicht halten,
Was der werdende April verspricht.

Da, die Amseln üben schon im Chor,
Aus der Nacht erwacht die Welt zum Leben,
Pans vergessenen Flötenton im Ohr...
Veilchen tun, als hätt' es nie zuvor
Laue Luft und blauen Duft gegeben.

Die Kastanien zünden feierlich
Ihre weissen Kerzen an. Der Flieder
Bringt die totgesagten Jahre wieder,
Und es ist, als reimten alle Lieder
Sich wie damals auf "Ich liebe dich".

-Sag mir nicht, das sei nur Schall und Rauch!
Denn wer glaubt, der forscht nicht nach Beweisen.
Willig füg ich mich dem alten Brauch,
Ist der Zug der Zeit auch am Entgleisen-
Und wie einst, in diesem Frühjahr auch
Geht mein wintermüdes Herz auf Reisen."
Mascha Kaléko

Heute Abend fliegen wir nach Hongkong und werden nach Ostern wieder zurückkommen.
Von Herzen wünsche ich: Frohe Ostertage!

Montag, April 10, 2006

Ostern mit Edward

Ich möchte gerne über ein wunderschönes Kinderbuch berichten. Ich habe es ineinemZug gelesen. Dafür habe ich die Wäsche liegenlassen, die Abwaschmaschine nicht ausgeräumt, liess das Mittagessen aus, überhörte das Telefon und ich habe sogar vergessen, meinen Sohn vom Bahnhof abzuholen.
Dieses hinreissend schöne Buch, das mich so verzaubert hat heisst:


Die wundersame Reise von Edward Tulane
Geschrieben hat es Kate dCamillo und die Bilder stammen von Bagram Ibatoulline.
Erschienen ist es im Dressler Verlag, Hamburg

Die Hauptperson dieser Geschichte ist ein Hase aus Porzellan. Er heisst Edward und gehört einem kleinen Mädchen namens Abilene. Das Mädchen liebt Edward von ganzem Herzen, doch der Hase kann diese Liebe nicht erwidern, er weiss nicht wie das geht.

Im Laufe der Erzählung geht Edward verloren, er besteht viele Abenteuer, findet neue Freunde und muss sich immer wieder von ihnen trennen. Auf wunderbar berührende Weise schreibt diCamillo wie der Spielzeughase lernt sein Herz zu spüren, erfährt wie selbstlos Liebe sein kann und wie er schliesslich fähig ist selber zu lieben.
Das Buch ist märchenhaft schön. Es ist spannend, verleiht Hoffnung und rührt an Herz und Seele.


Die Bilder und Zeichnungen sind liebevoll gestaltet. Sie sprechen verschiedene Sinne an. Ich habe gehört, dass Bagram Ibatoulline extra eine Plastik von Edward anfertigte, damit er den Hasen möglichst echt darstellen konnte. Schon allein der Bilder wegen, sollte man das Buch kaufen.
Ich plädiere dafür, dass Eward in keinem Osterkörbchen fehlen darf. Edward wird sicher von Gross und Klein sofort ins Herz geschlossen.

Samstag, April 08, 2006

Zusammenführung



Es ist Frühling.
Das Wetter ist schön.
Komm, lass uns in den Garten gehn.

Ich besitze einen Hasen, den ich sehr mag. Und ich mag auch Christian Morgenstern. Also bringe ich die zwei zusammen. Ich organisiere sozusagen Zusammenführungen. Das mache ich gern.
Den Hasen nur auf die Wiese zu setzen, das ist mir zu einfach. Nach mehreren erfolglosen Versuchen, bei denen das Häschen immer wieder auf sein Näschen fällt, sitzt es endlich oben auf der blühenden Forsythie.

Frantz Wittkamp sagt dazu:
"Während der achte
Vergnügen machte,
fand ich den ersten
Versuch am schwersten."

Nun ist es Zeit, Christian Morgenstern ins Spiel, sprich in den Blog zu bringen.

Vice Versa
"Ein Hase sitzt auf einer Wiese,
des Glaubens, niemand sähe diese.

Doch, im Besitze eines Zeisses.
betrachtet voll gehaltnen Fleisses

vom vis-à-vis gelegnen Berg
ein Mensch den kleinen Löffelzwerg.

Ihn aber blickt hinwiederum
ein Gott von fern an, mild und stumm."


Hoffentlich klappt d i e s e Zusammenführung auch so gut!

Freitag, April 07, 2006

Hasenfamilie



Meine Hasenfamilie hat sich versammelt. Jetzt fehlen nur noch die Eier, die Schokoladenhäschen und natürlich die Kinder!


Rolfs Hasengeschichte: Das klingende Osterei
Die CD-Hülle hat die Form eines Ostereis, die CD ist natürlich rund! Rolf Zuckowski erzählt und singt, begleitet von Kindern und Erwachsenen, von einem kranken Hasenkind, das ausgerechnet zur Osterzeit krank wird. Die Mama findet schliesslich heraus, dass das Hasenkind seinen Grossvater vermisst, mit dem es früher immer die Eier bemalt hat. Die Hasenmama holt das Buch hervor, aus dem der Grossvater immer vorgelesen hat. Sie gibt ihm auch seinen Malkasten und erzählt wie es früher war. Da greift das Hasenkind zu Farbe und Pinsel und beteiligt sich an den Ostervorbereitungen. Es wird wieder gesund und singt: Ich bin stark. Die Geschichte ist sehr einfühlsam erzählt und die Melodien sind eingängig und leicht nachzusingen. Zur CD gibt es auch ein Buch, illustriert von Julia Ginsbach.
Empfohlen wird das Buch ab 4 Jahren.

Donnerstag, April 06, 2006

Kamera

Hurra!
Ich habe wieder eine Kamera!
Liebster Koni, 1000 Dank!

Vergessen, sozusagen herausmeditiert, sind die sagenumwobenen Bilder von Ljubljana. Diese wurden in meiner Erinnerung so schön, dass ich nur noch mit feuchten Augen an sie denken konnte!
Das ist jetzt vorbei.
Ich mache neue Fotos, hebe nicht mehr ab und bleibe auf dem Boden. Also wenigstens bis nächste Woche, dann fliegen wir nach Hongkong zu Steffeli.

Wer bei uns nämlich wunderschöne Fotos macht, das ist meine Schwester. Sie ist Fotografin und vollbringt wahre Kunstwerke. Letzte Woche ging das Music-Festival: Snow and Symphony zu Ende, an dem sie alle die weltberühmten Musiker fotografierte. Ich habe im Moment die Adresse vergessen, an der man ihre Bilder anschauen kann. Ich werde sie später mitteilen. Meine Schwester bringt einen dazu, sich vor der Kamera total zu entspannen und sich sicher und wohl zu fühlen. Und nachher findet man die aufgenommenen Fotos von sich sogar schön!

Mein Liebster nahm mich an der Hand
und führte mich ins Kameraland. (sprich Media Markt)

Für Dich:

Blumengruss
"Der Strauss, den ich gepflücket,
Grüsse dich vieltausendmal!
Ich habe mich oft gebücket,
Ach, wohl eintausendmal,
Und ihn ans Herz gedrücket
Wie hunderttausendmal!"
Johann Wolfgang Goethe

Mittwoch, April 05, 2006

Abgesang

Abgesang auf meine verloren gegangene Kamera

Hohlwangig, abgemagert, schon fast modelfigurartig, schneewittchenbleich, übernächtigt, ergreifende Abschiedsszenen aus der Literatur heraussuchend und die immer wieder lesend und laut deklamierend, in Erwägung ziehend, ob ich mir die Haare, also nicht gleich scheren, sondern nur ein Stück abschneiden sollte, obwohl die Erinnerung an den letzten Coiffeurbesuch noch tief sitzt, rein zufällig einen schwarzen Pulli tragend, schreite ich gedämpften Schrittes nach der laut abgespielten Musik von Frederic Chopins Trauermarsch durch' s Zimmer.


Geschafft! War das schön! Ich bin selber ganz ergriffen. Ich habe dieses Abschiedsritual richtig genossen und währenddessen kaum einmal an meine alte, ausrangierte Kamera gedacht.

Möge sie dem glücklichen Finder auch so viel Freude bereiten wie mir oder halb so viel, das wäre auch schon viel!

Montag, April 03, 2006

Ljubljana

Also an dieser Stelle hätte eigentlich ein wunderbar ausgewogener Reisebericht stehen sollen.
In ihm enthalten wäre dann eine Beschreibung der Stadt Ljubljana und ihrer Einwohner gewesen. Ich wäre näher auf die drei besten Restaurants eingegangen, und hätte auf die Vor - und - Nachteile hingewiesen, die sich auftun, wenn man mit Flugzeug, Bahn oder Auto in die Hauptstadt reist. Ich hätte von den eindrücklichen Markthallen gesprochen und versucht, einen Eindruck des farbenprächtigen Obst- Gemüse - Blumen - Kleider - und Korbmarktes zu vermitteln. Ich hätte erzählt, wie es sich anfühlt auf dem Preseren-Platz zu stehen, die vielen fröhlichen und freundlichen Menschen zu beobachten, den Musikern zuzuhören und dazu ein obligatorisches Eis zu schlecken.
Ich hätte die Beobachtung weitergegeben, dass jeder dritte Ljubljaner, also ungelogen, mit gekauften Blümlein unterwegs ist. Die Menschen dort lieben die Blumen so sehr, dass in jedem Kübel, den die städtische Gärtnerei bepflanzt hat, einige Blumenstöcke fehlen. Man sieht die Löcher, in denen vorher noch Blumen waren.
Ich hätte von der Ljubljanca erzählt dem Fluss, der majestätisch durch die Stadt fliesst. Ich hätte von den "Drei Brücken" geschwärmt, die aus einer Steinbrücke bestehen und zwei seitlichen Fussgängerbrücken. Natürlich hätte ich das Geheimnis gelüftet, warum das Wahrzeichen von Ljubljana ein Drache ist. Ich hätte vom Aufstieg zur Burg berichtet, von der wundervollen Aussicht, die man von dort oben über die ganze Stadt geniesst. Ich hätte die vielen schönen Kirchen erwähnt und einen kurzen Abriss der hochinteressanten Geschichte Ljubljanas geliefert. Selbstverständlich hätte ich nicht unterschlagen, dass wir mit dem Taxi zum Zoo hinaus fuhren und dort keinen Einlass fanden, weil wir nur Euros dabeihatten, die Frau an der Kasse keine Kreditkarte annahm und nicht mit sich reden liess. Ich hätte gerne vom langen Fussmarsch in die Stadt zurück berichtet und, und, und....
Das alles und noch vieles mehr hätte ich gerne mit wahnsinnig schönen Fotos untermalt und mit atmosphärisch dichten Bildern belegt. Ich habe 167 Fotos geschossen. Natürlich hätte ich nicht alle hochgeladen, das hätte mir der photos. blogger.com sicher verwehrt, aber ein paar hätten's sicher auf meinen Blog geschafft.
Nun wird leider nichts aus alldem. Ich habe sogar noch die letzten Fotos gemacht, als wir das Flugzeug bestiegen...
Zuhause, wie ich die Kamera auspacken wollte, war sie nicht mehr da. Ich habe sie die ganze Reise hindurch gehütet wie meinen Augapfel, sie überallhin mitgenommen.
Ich habe die halbe Nacht damit verbracht zu rekonstruieren, was genau passiert sein könnte. Ich bin zu folgendem Schluss gekommen: Im Flugzeug hatte ich die Kamera noch, ich versorgte sie in meiner Tasche, vergass aber höchstwahrscheinlich den Reissverschluss zu schliessen. Bei einem unvorsichtigen Manöver des Piloten ist meine Kamera eventuell ungesehen heraus gepurzelt.
Das ist der Grund, weshalb ich absolut keine Lust habe von meiner Reise nach Ljubljana zu berichten.