Donnerstag, Mai 31, 2007


"Wenn ein Mensch nicht im selben Takt
geht wie alle anderen,
beruht das vielleicht darauf,
dass er einen anderen Trommler hört.
Lass ihn wandern im Takt der Musik ,
die er hört."

Henry David Thoreau

Mittwoch, Mai 30, 2007

gentleman-regen

Ich lerne es auswendig, lasse es mir auf der Zunge zergehen - das Regengedicht von Marti:



schöner tag

"wie schön es regnet
heute regnet

ohne heftigkeiten
ohne hinterlist
sehr höflich
fast vornehm
ein echter
gentleman-regen

schöner als heute kanns
auch morgen nicht regnen"

kurt marti


Montag, Mai 28, 2007

Gott - Mensch

Mensch, im Begriff von Gott verschluckt zu werden.

Sonntag, Mai 27, 2007

glücklichpreisung

"glücklich ihr atheisten!
ihr habt es leichter
euch wirbelt kein gott
aus der bahn des schlüssigen denkens
kein glaube wirft schatten
auf eure taghelle logik
nie stolpert ihr
über bizarre widersprüche
kein jenseits vernebelt euch
die konturen der welt
nie seid ihr berauscht
von heiligen hymnen und riten
nie schreit ihr vegeblich
nach einem göttlichen wunder
oder stürzt ab ins dunkel
blasphemischen betens -
glücklich ihr atheisten!

gern wäre ich einer von euch
jedoch jedoch: ich kann nicht"

Kurt Marti, aus "zoé zebra"

Samstag, Mai 26, 2007

Pfingstrosen

"Leben alleine ist nicht genug.
Sonne, Freiheit und
eine kleine Blume braucht man."

Hans Christian Andersen

Freitag, Mai 25, 2007

gelbes Glück

Das Glück ist gelb. Ich habe es am frühen Morgen gefunden. Es stand in der Wiese und lächelte mir zu. Ein Segen liegt über dem Tag.

Donnerstag, Mai 24, 2007

Engel

DER ENGEL IN DIR

"Der Engel in dir
freut sich über dein
Licht
weint über deine Finstenis

Aus seinen Flügeln rauschen
Liebesworte
Gedichte Liebkosungen

Er bewacht
deinen Weg

Lenk deinen Schritt
engelwärts"

Rose Ausländer

Mittwoch, Mai 23, 2007

Frauen und das Meer

Ich habe ein wahres Kleinod entdeckt, einen wunderschönen Bildband:

"Frauen und das Meer"
Die Texte stammen von Florence Hervé und die Fotos, die ich hier zeige von Katharina Mayer, erschienen im Gerstenberg Verlag.

Im Vorwort steht: "Am Anfang dieses Buches stand die Faszination des Meeres - als Ursprung des Lebens, als Symbol für Freiheit, als mythischer Ort."
Alle in diesem Buch porträtierten Frauen haben sich ganz und gar dem Meer verschrieben. Das Meer bedeutet ihnen Lebensinhalt und ihre Liebe zu ihm wankt nie.
Diese Frauen arbeiten als Meeresbiologin, Kapitänin, Reederin, Krabbenpulerin, Leuchtturmwärterin, Physiotherapeutin, Projektleiterin beim WWF, Malerin, Schriftstellerin, Opernregisseurin, Harfenistin, Choreografin, Ruderin, Widerstandskämpferin, Kämpferin für Frauen und Frieden, Skipperin, Surferin.
Die Harfenistin Kristen Noguès sagt: "Meer und Musik sind sich so ähnlich. Das Warten, die Stille, die Angst... Das Meer ist etwas sehr Sinnliches."
Die Ruderin Peggy Bouchet sagt: "Das Meer fordert Demut. Man weiss, dass man ihm nie überlegen sein kann. Man muss mit dem Meer gehen."
Cathrin Münster: "Ich will Fronten abbauen, ich will Konflikte lösen und Verständnis für den Schutz des Meeres wecken."
Rita Loreto: "Es gibt Augenblicke, in denen ich Lust verspüre, auf dem Wasser zu laufen. Dann ist mir, als ob mich das Meer ruft."

Das Buch schildert das Leben dieser starken Frauen, die das Meer ins Zentrum ihres Lebens stellen. Jede ehrt das Meer auf eindrückliche Weise.
Dieser Bildband steckt voller Wunder. Mich hat er sehr beeindruckt.

Montag, Mai 21, 2007

Das Versteckspiel


"Rabbi Baruchs Enkel, der Knabe Jechiel, spielte einst mit einem andern Knaben Verstecken. Er verbarg sich gut und wartete, dass ihn sein Gefährte suche. Als er lange gewartet hatte, kam er aus dem Versteck; aber der andere war nirgends zu sehen.Nun merkte Jechiel, dass jener ihn von Anfang an nicht gesucht hatte. Darüber musste er weinen, kam weinend in die Stube seines Grossvaters gelaufen und beklagte sich über den bösen Spielgenossen. Da flossen Rabbi Barach die Augen über, und er sagte: "So spricht Gott auch. Ich verberge mich, aber keiner will mich suchen."

Martin Buber, aus "Die Erzählungen der Chassidim"

Mittwoch, Mai 16, 2007

Naturgefahrenweg


Ich habe lange hin und her überlegt, mich von Fachleuten beraten lassen, die Einheimischen interviewt, die Sterne befragt, im Kaffeesatz gelesen und herausgefunden, dass die Zeichen gut, sogar optimal stehen.
Nach einer sorgfältig geplanten, intensiven Vorbereitungsphase bin ich nun bereit und mache mich auf den Naturgefahrenweg.
Ich hoffe, alles geht gut und der Suchtrupp muss nicht ausrücken.

Dienstag, Mai 15, 2007

Kalte Sophie


Die Eisheiligen ziehen vorbei und tragen im Handgepäck Sturm, Regen und Schnee. Sie fallen in die blühenden Frühlingsgärten ein und verwüsten die Blumenbeete, reissen die blühenden Zweige von den Bäumen, die Kerzen von den Kastanien und messen ihre Kraft am jungen Grün.

Montag, Mai 14, 2007



"Ich bin eine Wolke.
Halte am Himmel Ausschau nach mir."

Yoko Ono an John Lennon (1968)

Sonntag, Mai 13, 2007

Muttertag

Edgar Degas: "Frau und Blumenvase", 1865

"Die Entscheidung, ein Kind zu bekommen, ist von grosser Tragweite, denn damit entscheidest du für alle Zeit, dass dein Herz sich ausserhalb deines Körpers bewegt."
Elisabeth Stone

Claude Monet: "Auf der Felsenklippe" (Madame Monet und ihr Sohn Jean), 1875

"Die Mutter hat Anja zum zehnten Mal ins Bett geschickt. Wütend sagt sie: "Wenn ich noch einmal das Wort 'Mami' höre, dann knallt's!"
Fünf Minuten später piepst es aus dem Zimmer: "Frau Müller, könnte ich etwas zu trinken haben?"
Unbekannt

Silvestro Lega: "Portrait der Eleonora Tommasi", um 1884

Samstag, Mai 12, 2007

Mutter Erde


"Du bist nicht unendlich reich,
meine geduldige, schwarze,
staubige Mutter Erde!
Du mühst Dich ab,
um die Münder Deiner Kinder zu stopfen,
doch Speise ist selten.
Das Geschenk der Freude,
das Du für uns bereithältst,
ist niemals vollkommen.
Niemals kannst Du
alle unsere Hoffnungen erfüllen,
doch sollte ich Dich darum verlassen?

Dein Lächeln, das von Schmerz umschattet wird,
ist meinen Augen ein süsser Anblick.
Deine Liebe, die keine Erfüllung kennt,
is meinem Herzen teuer.
An Deinen Brüsten hast Du uns mit Leben,
aber nicht mit Unsterblichkeit genährt,
darum sind Deine Augen stets wachsam.

Seit alters her wirkst Du mit Farben und Liedern,
obwohl Dein Himmel nicht errichtet wurde,
sondern nur ein trauriger Entwurf blieb.

Ueber Deinen schönen Schöpfungen
hängt der Schleier der Tränen.

Ich werde meine Lieder
auf Dein zärtliches Gesicht verströmen
und Deinen traurigen Staub lieben, Mutter Erde."

Rabindranath Tagore

Freitag, Mai 11, 2007

Blumenbeete

"Arme Blumen auf abgezirkelten Beeten.
Man könnte meinen, sie hätten Angst vor der Polizei. . .
Doch sind sie so gütig und blühen auf die gleiche Weise
Und mit dem gleichen uralten Lächeln,
Wie sie es uneingeschränkt hatten für den ersten Blick
des ersten Menschen,
Der sie spriessen sah und leicht berührte,
Um sie auch mit den Fingern zu sehen. . . "

Fernando Pessoa, aus "Wenn das Herz denken könnte..." AC, S 71

Donnerstag, Mai 10, 2007

Kleines Liebeslied

"Ich habe dich
auswendig
gelernt

und wenn du weg bist


sage ich dich auf

Besser
du kommst bald
ich mache lauter

Fehler"

Sepp Mall

Mittwoch, Mai 09, 2007

Bäume





"Sei still, mein Herz,
diese grossen Bäume sind Gebete."

Rabindranath Tagore

Dienstag, Mai 08, 2007

Dein Name


"Ich werde Deinen Namen aussprechen,
wenn ich einsam zwischen den Schatten
meiner leisen Gedanken weile.
Ich werde ihn ohne Worte aussprechen;
ich werde ihn ohne Zweck aussprechen.
Denn ich bin wie ein Kind,
das seine Mutter hundertmal ruft,
weil es sich freut, "Mutter" sagen zu können."

Rabindranath Tagore

Montag, Mai 07, 2007

Im Stängel verborgen
schlummert die Blüte

In der Trauer und im Schmerz keimen schon Glück und Seligkeit

Sonntag, Mai 06, 2007

Jemand hat in meinem Blog die Suchwörter eingegeben:

"Gedicht zur Beerdigung vom Enkelkind"

Ich habe kein Gedicht, keine Worte.

Samstag, Mai 05, 2007

Ein Lob der Handarbeit

In der griechischen Mythologie gab einst Ariadne ihrem Liebsten Theseus ein Fadenknäuel mit, damit dieser den Weg aus dem Labyrinth herausfinden möge. Theseus hielt den Faden fest in seinen Händen und erreichte erfolgreich den Ausgang.
Im Elisabeth Sandmann Verlag ist von Gail Carolyn Sirna ein wunderschönes Buch erschienen.
"Frauen, die nie den Faden verlieren"
Es stellt handarbeitende Frauen in der Malerei vor. Die vortreffliche Auswahl zeigt Meisterwerke von Vermeer, Renoir, Matisse, Monet bis Dali.
Der Titel des Buches könnte auch lauten: Ein Lob der Handarbeit
Die Schriftstellerin hat in jahrzehntelanger Arbeit 480 Bilder gesammelt über Frauen, die sticken, stricken, weben, klöppeln, häkeln, nähen oder spinnen. In diesem Buch nun sind viele davon abgebildet.
In poetischen, einfühlsamen Texten beschreibt Gail Carolyn Sirna jedes ausgewählte Bild. Sie ist selber eine ausgezeichnete "Nadelkünstlerin" und unterrichtet dieses Fach auch.
Pierre-Auguste Renoir 1841-1919
"Jean Renoir beim Nähen", 1899/1900
Dieses Bild zeigt den mittleren der drei Söhne Renoirs, nämlich Jean.
Claude Monet, 1840-1926
"Camille beim Sticken", 1875
Mary Cassatt, 1844-1926
"Nähende junge Mutter", um 1900
Jean-Francois Millet, 1814-1875
"Die Strickstunde", 1869
Edith Hume, 1841-1906
"Küstenszene", um 1862-1892

Gail Carolyn Sirna schreibt: "Handarbeiten sind selber Fäden, denn sie schaffen Verbindungen zu vergangenen und zukünftigen Generationen - meist Frauen - rund um den Globus."

Freitag, Mai 04, 2007

Heilmittel


fragen, erzählen, zuhören, handarbeiten

Donnerstag, Mai 03, 2007

Skulptur


"ICH BIN NICHT ICH.
Ich bin jener,
der an meiner Seite geht, ohne dass ich ihn erblicke,
den ich oft besuche,
und den ich oft vergesse.
Jener, der ruhig schweigt, wenn ich spreche,
der sanftmütig verzeiht, wenn ich hasse,
der umherschweift, wo ich nicht bin,
der aufrecht bleiben wird, wenn ich sterbe."

Juan Ramon Jiménez

Mittwoch, Mai 02, 2007

Mai


"Die Kinder schreien "Vivat hoch!"
In die blaue Luft hinein;
Den Frühling setzen sie auf den Thron,
Der soll ihr König sein.

Die Kinder haben die Veilchen gepflückt,
All, all, die da blühten am Mühlengraben.
Der Lenz ist da; sie wollen ihn fest
In ihren kleinen Fäusten haben.

Theodor Storm

Dienstag, Mai 01, 2007

Feierlicher Empfang


"Es war ein Frühling
Den ich feierlich empfing
Bis dahin führte ich
Ein betusam Leben"