Dienstag, Februar 28, 2006

Schlechtwetterlage


Das Wetter ist ein Elend. Es ist ungemütlich kühl, nass und es beginnt wieder zu schneien. Wittkamp rät, bei so trübem Wetter eine Sonne wenigstens zu zeichnen, wenn sie schon nicht scheinen mag.

"Für die graue, kalte Zeit,
wenn es regnet, stürmt und schneit,
will ich dir die Sonne malen,
rund und gelb mit hundert Strahlen."
Frantz Wittkamp

Schön finde ich auch den Japanischen Dreizeiler von Kikaku:
"Wenn ich denke, dass es
mein Schnee ist auf dem Hut,
wird er mir leicht."

Oder dieses Haiku von Issa:
"Der Schnee ist geschmolzen:
das Dorf läuft über
von Kindern."

Ein anderer Meister des Haiku, Basho schrieb:
"Die Welt im Schnee. Lass uns
die schönste Aussicht suchen gehn,
bis wir taumeln, fallen."

Montag, Februar 27, 2006

Rosenmontag



Wir feiern Konis Rückkehr mit selbst gebackenen Schenkeli.


Dieses Bild stammt aus dem Bilderbuch von Lisa Wenger, erschienen im Cosmos Verlag. Der erste Satz dazu lautet:

"Hüt isch wider Fasenacht,
Wo-n-is d`Muetter Chüechli bacht,
Und de Vatter ume springt,
Und de Chinder Chüechli bringt."



Guggemusik in St.Gallen

Sonntag, Februar 26, 2006

Winter


Ich erwartete, vom Läuten der Schneeglöcklein zu erwachen, doch es war der Winter, der an meine Türe klopfte.

Samstag, Februar 25, 2006

Herzensbrecher

Ich biss
ins Schokoladeherz.
Pralinen kamen hervor.

Ich brach
dein Herz.
Die Liebe lief aus
und davon.

Donnerstag, Februar 23, 2006

Fasnacht




Seit 30 Jahren, immer zur Fasnachtszeit, dekoriere ich unsere Stube mit den "Fasnachtsbutzen" meiner ehemaligen Schüler aus der dritten Primarklasse. Meine Sammlung ist mit den Jahren immer grösser geworden, weil auch unsere Kinder eifrig neue Modelle beigesteuert haben!

Mittwoch, Februar 22, 2006

Morgenwonne

Heute Morgen bin ich froh erwacht
und habe an meinen Schatz in Südamerika gedacht.
Liebste Grüsse dir
von mir!

Joachim Ringelnatz hat ein wunderbares Gedicht geschrieben, das man vorzugsweise am Morgen lesen sollte. Es verbreitet gute Laune, lässt Sorgen kleiner werden, und zeigt die spontane Freude an den kleinen alltäglichen Dingen im Leben.

Morgenwonne
"Ich bin so knallvergnügt erwacht.
Ich klatsche meine Hüften.
Das Wasser lockt. Die Seife lacht.
Es dürstet mich nach Lüften.

Ein schmuckes Laken macht einen Knicks
Und gratuliert mir zum Baden.
Zwei schwarze Schuhe im blanken Wichs
Betiteln mich "Euer Gnaden".

Aus meiner tiefsten Seele zieht
Mit Nasenflügelbeben
Ein ungeheurer Appetit
Nach Frühstück und nach Leben."
Ringelnatz

Dienstag, Februar 21, 2006

Ueben! Ueben!

Mir kommt ein alter Witz in den Sinn und der geht so:

Ein berühmter Geiger befand sich auf dem Weg zur Carnegie Hall, um dort ein Konzert zu geben. Unterwegs hatte er sich aber verlaufen. Da fragte er einen alten Mann, den er auf der Strasse sah:
"Wie kommt man zur Carnegie Hall?" Der Mann besah sich den Musiker und seine Geige und gab ihm darauf den Rat: "Ueben! Ueben!"

Montag, Februar 20, 2006

Eric-Emmanuel Schmitt

Eric-Emmanuel Schmitt hat ein ganz persönliches Büchlein geschrieben, welches autobiographische Züge trägt. Es heisst:

"Mein Leben mit Mozart" und ist im Ammann Verlag erschienen.
Der Autor schreibt dazu: "Eines Tages schickte mir Mozart eine Melodie. Und sie hat mein Leben verändert. Seitdem schreibe ich ihm oft. Wenn es ihm gefällt, antwortet er mir - immer überraschend, immer überwältigend schön."

Schmitt erzählt von seiner grossen Liebe zu Mozart und zu seiner Musik. Mit leichter Feder berührt er wichtige Werke des Komponisten und beschreibt poetisch, welchen Einfluss sie auf sein eigenes Leben haben. Dem Büchlein beigelegt ist auch eine CD mit 16 Musikstücken.
Mit diesem Werk ist Schmitt ein grossartiger, leicht zugänglicher Weg zur Musik von Mozart gelungen. Seit Januar 2006 ist im WDR auch das Hörbuch "Mein Leben mit Mozart" erschienen. In ihm spielt der Autor sogar selber Klavier. Mir bereiten Buch und Hörbuch immer wieder grosse Freude.

Sonntag, Februar 19, 2006

Ofenküchlein


Heute habe ich mein Versprechen eingelöst, falls die Schweiz in Turin eine Goldmedaille holt, Ofenküchlein zu backen!

Samstag, Februar 18, 2006

Skulptur



Wenn meine Sprache nicht ausreicht, die grossen Gefühle zu beschreiben, setze ich sie in Ton um. Beim Modellieren interessiert mich die Anatomie überhaupt nicht. Es kommt mir nur auf den Ausdruck an.

Freitag, Februar 17, 2006

Mozart

Mit 14 Jahren spielte ich dem Konzertmeister des Tonhallenorchesters St.Gallen "Eine kleine Nachtmusik" von Mozart vor. Sein Kommentar lautete: "Da müssen Sie aber noch viel üben, kleines Fräulein!" Ich weiss noch, dass ich einmal die Grammophonplatte mit dem Musikstück auflegte und es langsamer laufen liess, damit ich mit meiner Geige dem Tempo folgen konnte. Man kann schon erahnen, dass meine Karriere trotz guter Lehrer, früh endete. Geblieben und gewachsen aber ist die Liebe zur Musik und natürlich zur Violine.

Ich habe einen Roman des Franzosen Christian Gailly in deutscher Uebersetzung gelesen.
Er heisst: "KV 622" Erschienen ist er im Berliner Taschenbuch Verlag.
Libération schreibt auf dem Buchdeckel: "Gailly ist der komischste pessimistischste Autor, den die Verzweiflung zulässt."

Das Klarinettenkonzert in A-Dur KV 622 von Mozart ist sein letztes vollendetes Werk.
Dieses Konzert hört der Protagonist zufällig am Radio. Er ist so überwältigt von der Schönheit der Musik, dass er beschliesst, noch ein einziges Mal in seinem Leben diese Aufführung live zu hören. Nach aufwändigen Vorbereitungen, er reist aus der Provinz nach Paris, kauft zu seinen neuen Schuhen einen Anzug, landet er endlich im Konzertsaal. Dort kommt er neben eine blinde Frau zu sitzen, die soeben von ihrem Mann verlassen wurde.

Ich bin hingerissen von dieser Symphonie aus Zärtlichkeit, Schönheit, Ironie, Situationskomik, Tragik, Fürsorglichkeit, Sehnsucht.
Wie schön muss dieses Büchlein erst in der Originalsprache Französisch zu lesen sein!

Donnerstag, Februar 16, 2006

Grossmama

Ich habe leider nur eine meiner zwei Grossmütter gekannt und zwar die Mama meines Papas. Sie wohnte in einem prächtigen herrschaftlichen Haus mit einem grossartigen Garten in Wil SG. Das Haus trägt noch heute die Inschrift: ORA ET LABORA. Dort verbrachten wir Geschwister mit unserer Grossmama viele unbeschwerte Kinder-und Jugendtage.
Meiner Grossmama und den zwei einzigartigen Omas unserer Kinder möchte ich gerne das nachfolgende Gedicht von Ringelnatz widmen. Er beschreibt in ergreifender Weise die tiefe Liebe und Fürsorge der Grossmutter für ihre Enkelkinder.

Grossmutter
"Grossmutter hat viel gelernt und gesehn
Im Laufe der wechselnden Jahre.
All, was sie redet, klingt eigen und schön
Und trifft wohl immer das Wahre.

Sie weiss noch immer so innig warm
Für ihre Lieben zu sorgen.
Drum fühlt auch der Enkel spielender Schwarm
Bei ihr sich wohl und geborgen.

Und blickt sie nach Weise der alten Fraun
Versonnen hinaus in die Weite,
Dann scheint es, als könne den Himmel sie schaun,
Als stünd`ihr ein Engel zur Seite."

Joachim Ringelnatz

Mittwoch, Februar 15, 2006

Joachim Ringelnatz

Heute trafen wir vier Schwestern uns in Zürich, wo wir den Geburtstag von Jeannette feierten. In der Buchhandlung fand ich dann zu meiner grossen Freude "Das grosse Ringelnatz-Buch." Es ist im Diogenes herausgekommen und wunderbar illustriert von Tatjana Hauptmann. Ich bin ganz verzaubert von den Gedichten und den Zeichnungen. Nun kann ich auch die weiteren Strophen vom Liebesgedicht "Ich habe dich so lieb" aufschreiben:

"Ich habe dich so lieb!
Ich würde dir ohne Bedenken
Eine Kachel aus meinem Ofen
Schenken.

Ich habe dir nichts getan.
Nun ist mir traurig zu Mut.
An den Hängen der Eisenbahn
Leuchtet der Ginster so gut.

Vorbei-verjährt-
Doch nimmer vergessen.
Ich reise.
Alles, was lange währt,
Ist leise.

Die Zeit entstellt
Alle Lebewesen.
Ein Hund bellt.
Er kann nicht lesen.
Er kann nicht schreiben.
Wir können nicht bleiben.

Ich lache.
Die Löcher sind die Hauptsache
An einem Sieb.

Ich habe dich so lieb."

Dienstag, Februar 14, 2006

Valentin

Zum Valentinstag habe ich einige Liebeserklärungen herausgesucht von Ringelnatz und Wittkamp:

Dies ist die 1.Strophe vom Gedicht: Ich habe dich so lieb

"Ich habe dich so lieb!
Ich würde dir ohne Bedenken
Eine Kachel aus meinem Ofen
Schenken."
Joachim Ringelnatz

"Nie mehr kommst du zu Besuch,
bist mir weggelaufen,
muss ich mir ein Taschentuch
für die Tränen kaufen."
Frantz Wittkamp

"Die Gans hat eine Gänsehaut.
Der Bräutigam hat eine Braut.
Die Aepfel haben Kerne.
Und dich hat jeder gerne."
Frantz Wittkamp

"Oft wird eine Bärin fragen,
die in Bärenaugen guckt,
ob sie ihr die Wahrheit sagen
oder lügen wie gedruckt."
Frantz Wittkamp

"Weil ich dich vergessen habe,
denke ich nicht mehr an dich.
Bin ich nicht ein Unglücksrabe?
Sei so lieb und tröste mich!"
Frantz Wittkamp


"Ich verkünde und erkläre,
dass ich zwar kein König bin,
aber wenn ich König wäre,
wärest du die Königin."
Frantz Wittkamp

"Du bist allererste Wahl.
Etwas Aehnliches wie dich
gibt es nicht ein zweites Mal.
Du bist ganz genau wie ich."
Frantz Wittkamp

Montag, Februar 13, 2006

Abschied

"Zuhause ist der Ort, wo sie dich, wenn du dort
hingehen musst, aufnehmen müssen."
Robert Frost

Ein langes Leben, ein reiches Leben hat seine Vollendung gefunden. Fast 96 Jahre lebte der Vater meiner Freundin. Nun nahm ich teil an seiner Beerdigung. Das ganze Dorf war gekommen um ihm die letzte Ehre zu erweisen, von ihm Abschied zu nehmen. Mich hat diese Zeremonie sehr berührt.

Ein grosser Dichter schrieb einmal:
"Alles Interesse an der Krankheit und am Tod ist nur ein anderer Ausdruck für das Interesse am Leben. Halte jeden Augenblick heilig."
Thomas Mann

Donnerstag, Februar 09, 2006

Vollmond

Ich erfreue mich immer wieder an einem kleinen, wunderbar gezeichneten Bilderbuch, dessen Sprache im humorvollen Berliner Dialekt geschrieben ist. Knapp, präzise auf das Nötigste konzentriert. Der Anfang beginnt so:

"Ick sitze hier und esse Klops.
Uff eenmal klopps.
Ick kieke, staune, wundre mir,
uff eenmal jeht se uff, de Tür."

Friedrich Karl Waechter hat das Büchlein geschrieben und gezeichnet. Es heisst "Vollmond" und ist im Diogenes erschienen.
Die Geschichte handelt von einem Mann, der bis zum Mond reist. Dort findet er heraus, dass vor seiner Haustüre das Glück in Gestalt eines Mädchens auf ihn wartet. Die Liebesgeschichte endet mit den Worten:

"Du hast jekloppt! Hab nüscht jesehn.
Ick Dussel! Nu wird allet scheen."

Heisst das wohl, dass man zuerst fortgehen muss, um dann festzustellen, dass das Glück zu Hause wartet? So ist man lange unterwegs, manche reisen bis zum Mond oder wenigstens bis nach Uruguay. Plötzlich wird erkannt, dass man nirgendwo hingehen müsste. Na ja, nur bis vor die Haustüre. Sicher ist, man muss auf jeden Fall dem Glück die Türe öffnen und es hereinbitten.

Mittwoch, Februar 08, 2006

Spital

Ich begleitete Felix ins Spital nach Basel. Während an seiner operierten Achillessehne die Fäden gezogen wurden, wartete ich in der Cafeteria auf ihn. Umgeben von Krankenhausluft, Patienten und Besuchern war mein Hunger plötzlich wie weggeblasen.
Mir kam ein Satz in den Sinn, den ich kürzlich gelesen habe und dessen Verfasser mir unbekannt ist:
"Sind es Krankheiten, die zum Tod führen, oder ist es der Tod, der zu Krankheiten führt?"

Montag, Februar 06, 2006

Geburtstag

Wenn im Hause Glückwünsche gesprochen, Blumen prangen, Kerzen leuchten, Kuchen duften, Lieder gesungen, digitale Postkarten ins Haus flattern und Geschenke überreicht werden dann bedeutet das, heute ist mein Geburtstag.


Aus der Leere entsteht die Form. Das Grenzenlose begrenzt sich. Unendlichkeit gebärt die Endlichkeit. Ich bin.

Samstag, Februar 04, 2006

Vorbereitungen...


Morgen feiere ich mit meiner Familie Geburtstag. Darum habe ich heute schon mit den ersten Vorbereitungen begonnen. Zum Apéro gibt es: Tomaten-Quiche, Fenchel-Quiche und Schinken-Quiche. Die Fasnachtsdekoration hängt auch schon. Nun geht's ans Kuchenbacken.

Donnerstag, Februar 02, 2006

Maria Lichtmess


Heute ist Maria Lichtmess


In meiner Kinder- und Jugendzeit feierten wir diesen Tag auf ganz besondere Art. Von einer grossen, dünnen, zusammengelegten Bienenwachskerze schnitten wir kleine Stücke ab. Diese Stücke befestigten wir mittels Kerzentropfen auf einem grossen Holzbrett. Jede dieser Kerzen stand als Symbol für eine verstorbene Seele. Die ganze Familie setzte sich um den Stubentisch und betete gemeinsam den Rosenkranz. Jedes Familienmitglied wählte sich dann ein paar Kerzen aus. Nach dem Beten gab es für alle Schlagsahne mit Schokoladenstreusel.

Heute habe ich für die Verstorbenen Teelichter angezündet. Schokolade und Schlagsahne gibt's immer noch!