Donnerstag, Oktober 02, 2008

Alice Munro

Die neun Erzählungen im Buch von Munro tragen Titel wie:
"Hasst er mich, mag er mich, liebt er mich, Hochzeit"
In dieser Kurzgeschichte kämpft die resolute Johanna zielstrebig für ihr Glück, das ihr andere zerstören wollen.

In der zweiten Erzählung:
"Eine schimmernde Brücke"
findet die krebskranke Jinny wieder ins Leben zurück, indem sie über besagte Brücke geht und einen Jungen küsst.

Die Hauptpersonen sind meist starke Frauen, die nicht im üblichen Sinne als schön gelten und einen eigenwilligen Charakter haben.
Jede dieser Erzählungen würde Stoff enthalten für einen ganzen Roman. Es werden kleine Einblicke in das Leben der Protagonisten gewährt und der Vorhang wird jeweils nur kurz angehoben, bevor er wieder fällt.
Mich haben diese Geschichten sehr interessiert, sie fesselten mich so sehr, dass ich sogar von ihnen geträumt habe.

Besonders gefallen hat mir die letzte Erzählung:
"Der Bär klettert über den Berg"

Sie handelt von einem seit 30 Jahren verheirateten Ehepaar, bei dessen Frau Alzheimer diagnostiziert wird. Die Krankheit äussert sich so, dass Fiona sich an manchen Tagen an keine Namen erinnern kann. Sie findet nach dem Einkaufen den Heimweg nicht, sie verlegt Sachen und findet sie nicht mehr. An die Küchenschubladen hängt sie Zettel, auf denen sie notiert, was darin ist. Als die Krankheit immer ernster wird, beschliessen Fiona und Grant gemeinsam, Fiona in ein Heim zu bringen. Bei ihrer Ankunft erklärt die Heimleiterin, dass es den Angehörigen verboten sei, während den ersten 30 Tagen die Patienten zu besuchen.
Als Grant nach Ablauf dieser Frist Fiona besucht, stellt er erschrocken fest, dass sich seine Frau kaum noch an ihn erinnert und sich in Aubrey, einen Mitbewohner verliebt hat.
Wie Grant mit dieser Situation umgeht und wie er sich mit Aubreys Frau in Verbindung setzt ist eindrucksvoll beschrieben.

Während des Lesens dieser Erzählung wurde mir bald klar, dass ich sie schon kannte. Sie wurde verfilmt und ich habe erst kürzlich den DVD gesehen unter dem Titel:
"AWAY FROM HER"


Der Film wurde von Sarah Polley gedreht. Eine grossartige Julie Christie spielt Fiona, Grant wird hervorragend gespielt von Gordon Pisent und Aubrey von Michael Murphy.
Auf der DVD Hülle steht: "Away From Her - eine wunderbare Geschichte über Alleinsein,
Altwerden, Treue, Liebe, Vergebung. Manchmal muss man loslassen, was man liebt."

Auch der Film hat mich sehr berührt. Beides ist schön: die Geschichte zu lesen oder sich den DVD anzusehen.
Müsste ich zwischen den beiden wählen, würde ich mich für den Film entscheiden.

2 Kommentare:

seelenruhig hat gesagt…

Alice Munro: finde ich auch sehr beeindruckend. Ich habe einmal einen Band mit Kurzgeschichten geschenkt bekommen. Eine ganz eigene Art zu schreiben - zu beschreiben.

Die Geschichte des Paares (die, die verfilmt wurde) geht mir allein schon durch die Beschreibung hier im Post sehr zu Herzen...

liebe Grüße von Ellen

Gabrielas Tagebuch hat gesagt…

liebe ellen
ich liebe die erzählungen von alice munro. vor mir liegt nun ihr neuestes werk:
"wozu wollen sie das wissen"
elf erzählungen

ich wünsche dir ein fröhliches, erholsames wochenende!
liebe grüsse