Sonntag, Dezember 30, 2007

Lieblingsbuch 2007


Das Jahr neigt sich rasch dem Ende zu und nun kann ich es sagen : Das schönste Buch, das ich in diesem Jahr gelesen habe, ist das von Sue Hubbel:

"Ein Jahr in den Ozark Mountains"

Die Autorin schreibt einen Roman mit stark autobiographischen Zügen. Sie ist Wissenschaftlerin, Biologin und arbeitet in Toronto als Bibliothekarin. Eines Tages beschliesst sie mit ihrem Mann in die Ozark Mountains in Missouri zu ziehen. Nach 30 Jahren Ehe geht diese jedoch in die Brüche. Sue Hubbel lebt nun ganz allein auf einer abgelegenen Farm und findet ihre wahre Berufung als Bienenzüchterin. Sie übt diesen Beruf mit grosser Begeisterung und Hingabe aus. Mit imensem Fachwissen erzählt die Schriftstellerin vom einfachen Leben auf dem Land, von ihren eindrücklichen Begegnungen mit den Menschen und den vielen einheimischen Tieren. Sie schildert ihren Kampf mit der Natur und beschreibt wie hart und doch ungemein befriedigend das Leben in der Natur und mit ihren Bienen ist.

"Sie möchten ein einfaches Leben führen, aber sie machen sich nicht klar, dass das Leben so einfach oder so kompliziert ist wie der Mensch , der es führt, und dass jemand, der das Leben in der Stadt als erdrückend empfindet, es hier, wo man sich seinen Lebensunterhalt viel schwerer verdient, noch erdrückender finden wird. Ein Mensch mit einem geregelten Einkommen mag unter seinen Fehlern leiden, aber sie bedrohen nicht sein Überleben. Hier, wo es wenig Geld gibt, zählt jede Entscheidung, und für Fehler ist kein Platz."
(Seite 248)

Während des Lesen habe ich viel über die Bienen gelernt. Sue Hubbel erntet 300 Zentner Honig, verarbeitet und verkauft ihn selber. Ich habe vom Hochzeitsflug erfahren, wie eine Bienenkönigin entsteht, wie sie aufgezogen wird, das Geheimnis von Sprache und Tanz und und....

"Und noch einen anderen, stärkeren Reiz gibt es, nämlich den, dass man zu bestimmten Zeiten des Jahres zehn - bis zwölfstündige Arbeitstage mit den Bienen verbringt, die doch letzten Endes nur ein Haufen Insekten sind. Aber in so engem, vertrautem Kontakt mit Lebewesen zu stehen, die so anders strukturiert sind und auf so andere Weise durchs Leben kommen als wir Menschen, das ist, als wäre ich eine Besucherin in einer fremden, aber unsagbar verzaubernden Welt.
In der Stadt nennt man mich die Bienenfrau. Was könnte ich anderes sein."
(Seite 226)

Vielleicht weil ich selber eine Frau bin, die ihren Platz neu definiert, nachdem die Kinder aus dem Haus sind haben mich folgende Zeilen sehr angesprochen:

"Die Zeiten sind günstig für eine erwachsene Frau mit ihrer Individualität, ihrer Kraft und ihren Marotten. Wir sind wunderbar frei. Wir leben lange. Unsere Kinder sind zu selbständigen Erwachsenen geworden, zu deren Entwicklung wir beigetragen haben; unsere Liebe wollen sie vielleicht noch, aber unsere Fürsorge brauchen sie nicht mehr. Die gesellschaftlichen Regeln sind heute so flexibel, dass nichts, was wir tun, Anstoss erregt. Auch politische Barrieren gibt es für uns nicht mehr. Sofern wir gesund bleiben und in der Lage sind, für uns selbst zu sorgen, können wir alles tun, alles haben und unsere Fähigkeiten einsetzen, wie es uns beliebt."
(Seite 231)

Sue Hubbel weist immer wieder auf die Schönheiten der Natur hin, deren Poesie und Humor!

Nur manchmal, äusserst selten kommt so ein wunderschönes Buch daher, das mich fasziniert, demütig macht, dankbar und glücklich. Es zeigt auf, was im Leben wirklich wichtig ist und konzentriert sich auf das Wesentliche, nämlich seinen Platz in der Welt zu finden.
Ich habe gelernt, dass ein unsichtbares Netz gewoben ist zwischen Pflanzen, Tieren und Menschen und dass alle voneinander abhängig sind.

John O' Donohue drückt dies in seinem Buch: "Echo der Seele" folgendermassen aus:

"Kein Ding kann ganz es selbst sein ohne das Andere. Niemand kann er selbst sein ohne alle übrigen Brüder und Schwestern. Der Eine, der das Weltall erträumte, liebte die Kreisgestalt und erschuf alles in so schöner Unvollkommenheit, dass wir stets der anderen bedürfen, um den Kreis der Identität, der Zugehörigkeit und der Kreativität zu vollenden."

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