Mittwoch, Februar 07, 2007

Der Glückliche

Ich habe "Der Glückliche" von Hans Schertenleib gelesen.
Der Protagonist heisst This Studer, ist Musiker und spielt hervorragend Trompete. Ein Freund lädt ihn nach Amsterdam ein um für ein paar Auftritte in einer Jazz-Combo zu spielen. Mit seiner Frau Daniela reist er dorthin und zeigt ihr "seine" Stadt. Während dieses Aufenthalts lässt Studer sein ganzes bisheriges Leben Revue passieren. Er, der sich für einen Glückspilz hält, erklärt seine Definition von Glück:

"Dass dir die Erde leicht sei - und du dir selber auch."

In farbenprächtigen Bildern beschreibt er seine Kindheit und erinnert sich dankbar an seinen Grossvater, der in ihm die Liebe zur Trompete weckte.
Als er auf einem Spaziergang einen verletzten Hund sieht, werden in ihm Erinnerungen wach an einen Hund aus seiner Jugendzeit. This hat das Gefühl, er müsse an diesem Hund ein damals geschehenes Unrecht wieder gut machen.
Die Zeit scheint still zu stehen.
Am Schluss der Novelle sagt Studer:

"Die meisten Menschen sind blind für das Geschenk, das sie bekommen haben, sie ersticken am eigenen Atem, lassen sich vom eigenen Gewicht nach unten ziehen, immer weiter nach unten. Das Glück ist nicht blind. Blind sind die, die es nicht sehen wollen."

Mich hat diese Geschichte sehr berührt. Sie steckt voller Lebensfreude und Weisheit. Der Klang der Sprache ist kraftvoll und vermittelt ein reiches Spektrum an Farben, Bildern, Gerüchen. Schertenleib schreibt mit zärtlicher Leichtigkeit.

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